Ein Liebesbrief an die Tausch- und Second-Hand-Ökonomie
Inhaltsverzeichnis

Warum Second Hand / Tauschhandel?

Weil kein Produkt nachhaltiger ist als eines, das nie produziert werden musste. Wenn du deinen Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung und weiteren Gebrauchsartikeln also hauptsächlich über Produkte deckst, die nicht extra (für deine Verwendung) hergestellt werden mussten, sondern sich ohnehin schon auf dem Second Hand Markt befinden, kannst du alleine durch diese Entscheidung schon extrem viel zur Entlastung unserer Umwelt beitragen.

Im Folgenden ein paar Zahlen, die als Denkanstoß dienen sollen:

  • Die Bekleidungsproduktion hat sich von 2000 bis 2014 verdoppelt. Im Schnitt werden Kleidungsstücke aber nur noch halb so lange getragen wie noch vor 15 Jahren. Dadurch wird immer mehr und immer schneller produziert und nicht mehr verwendete Kleidung landet rascher auf dem Müll.
  • Dabei ist schon der Wasserverbrauch von Kleidung enorm: Für die Herstellung einer einzigen Jeans werden z.B. 8.000 Liter Wasser benötigt. 
  • Dazu kommt, dass allein durch Herstellung, Warentransport und den Gebrauch – Waschen, Trocknen und Bügeln – von Kleidung jährlich mehr als 850 Millionen Tonnen CO2 - Emissionen verursacht werden.
  • 1/3 der weltweit produzierten Lebensmittel gehen verloren oder werden weggeworfen, das entspricht ca. 1.3 Milliarden Tonnen an Essen (89 Millionen Tonnen davon in der EU). Fast die Hälfte davon fallen in privaten Haushalten an!
  • Und das, obwohl für die Herstellung von nur 1 kg Lebensmitteln im Schnitt zwischen 214 (für Tomaten) und unfassbaren 15.415 Litern (für Rindfleisch) Wasser investiert werden müssen!
  • Ganz zu schweigen davon, dass der CO2-Ausstoß, der bei der Herstellung der verlorenen Lebensmittel entsteht, nach den Emissionen von USA und China den drittgrößten weltweit darstellt.

 

Was also kannst du konkret tun, um diesen Wahnsinn etwas einzudämmen? Im Folgenden findest du ein paar praxiserprobte Anregungen.

Ein kleiner Erfahrungsbericht

Nachdem ich in Wien zu Hause bin, sind meine Tipps naturgegeben äußerst Wien-lastig. Allerdings bin ich mir sicher, dass sie dir auch dann als Anregung dienen können, falls du nicht hier wohnst und dass du bei Interesse an einer oder mehrerer der von mir erwähnten Optionen mithilfe von einer kurzen Internetrecherche mit Sicherheit auch ähnliche Initiativen in deiner Nähe finden wirst können.

Lebensmittel

Foodsharing ist eine tolle Initiative, die sich aktiv gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt und Essen aus privaten Haushalten und aus Betrieben rettet. Auf ihrer Website erfährst du, wie auch du aktiv werden und gerettete Lebensmittel für dich selber einsammeln und / oder an andere verteilen kannst.

Die Brotpiloten sammeln von Bäckereien Brot ein, das andernfalls weggeworfen werden würde und geben es dann an ihren Marktständen zu günstigen Preisen ab. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das Brot einwandfrei ist und noch immer köstlich schmeckt!

Sozialmärkte wie derjenige des Vereins Start Up gehören derzeit zu meinen absoluten Favoriten im Hinblick auf die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. In diesen Geschäften werden Lebensmittel weiterverkauft, die von Supermärkten gespendet wurden, da diese die Lebensmittel aufgrund des kurz bevorstehenden oder schon überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkaufen können oder wollen. Die Produkte werden von den Mitarbeitern des Sozialmarkts nach bestem Wissen und Gewissen auf deren einwandfreien Zustand überprüft und dann zu extrem günstigen Preisen vor allem an finanziell schlechter gestellte Menschen weitergegeben. Diese Geschäfte verbinden daher also Umweltschutz mit sozialem Einsatz. Allerdings ist anzumerken, dass es durchaus auch Sozialmärkte gibt, bei denen auch Menschen einkaufen dürfen, die dies nicht aus finanziellen, sondern z.B. aus rein ökologischen Gründen tun wollen. Die Mitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, waren extrem freundlich und wären auch sehr froh darüber, wenn mehr Menschen bei ihnen einkaufen und dadurch Lebensmittel retten würden. Alle Lebensmittel, die ich vom Sozialmarkt bezogen habe, waren übrigens noch einwandfrei genießbar.

Kleidung

Ich liebe Kleidertauschparties! Dabei nehme ich - wie jede(r) andere Teilnehmer(in) auch - Kleidung, Accessoires und Schuhe mit, die noch in gutem Zustand sind, die ich persönlich aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr tragen möchte, und kann dafür die Kleidung von anderen Teilnehmern mit nach Hause nehmen, die mir selber sehr gut gefällt. Das fühlt sich genauso toll an wie "normales" Shopping und hat noch den zusätzlichen Vorteil, dass du dich dem "Tauschrausch" mit gutem Gewissen hingeben kannst, da ja keines der Kleidungsstücke extra mit hohem Ressourcenaufwand hergestellt werden musste, sondern ohnehin schon auf dem Markt war. Außerdem sparst du auch noch jede Menge Geld, da diese öffentlichen Tauschparties gratis sind bzw. nur um eine kleine Spende von wenigen Euros gebeten wird. Ich habe so im letzten Jahr meine Garderobe extrem "aufgefrischt", und das ohne der Umwelt oder meinem Geldbörsl zu schaden. Informationen zu diesen Parties findet ihr zum Beispiel in einschlägigen Facebookgruppen oder aber im Shoppingguide von Greenpeace.

Second-Hand-Geschäfte sind eine weitere gute Möglichkeit, um deine Garderobe ohne schlechtes Gewissen auf Vordermann zu bringen. Von Humana halte ich persönlich aufgrund ihres eher zweifelhaften Rufes nicht viel, dafür gefallen mir die Second-Hand-Geschäfte der Caritas sehr gut, da ich dort u.a. tolle Schuhe in ausgezeichnetem Zustand zu guten Preisen gefunden habe und natürlich auch, weil der Erlös an einen guten Zweck geht. Weitere Infos zu Second-Hand-Geschäften könnt ihr ebenfalls dem Shoppingguide von Greenpeace entnehmen.

Meiner nächster Tipp ist eigentlich eine kleine Themenverfehlung, da es nur im weitesten Sinne um Second Hand geht, aber ich möchte das Geschäft dennoch erwähnen, da ich persönlich mir lange Zeit schwer damit getan habe, nachhaltige aber auch ansprechende Unterwäsche zu finden. Bei der kleinen Firma Körbchen stellen zwei junge Frauen wunderschöne nachhaltige Dessous in Handarbeit in ihrem Wiener Atelier aus zumindest teilweise recycelter Spitze bzw. anderen Stoffen her - und ich bin mittlerweile ein großer Fan ihrer Arbeit! :-)

Sonstiges

In den oben erwähnten Second-Hand-Geschäften der Caritas findest du nicht nur Kleidung und Schuhe, sondern u.a. auch Einrichtungsgegenstände, Antiquitäten, Haushaltswaren und Bücher.

Auch der MA48-Tandler kann mit einer riesigen Auswahl an Second-Hand-Produkten (Accessoires, Bilder, Bücher, Elektro- und Elektronikartikel, Geschirr und Haushaltswaren, Instrumente, Kleidung, Lampen, Möbel, Musik, Polstermöbel, Spielzeug, Sportartikel, Tierbedarf) und einem sehr ansprechenden Design punkten.

Selbst Facebook ist nicht nur böse! Gruppen wie Wien verschenkt oder auch Share & care - Wien stellen Plattformen zur Verfügung, auf denen du alle möglichen Gegenstände anbieten (lediglich verschenken, kein Verkauf!) kannst, die du selber nicht mehr brauchst, die anderen Menschen aber noch nützlich sein könnten. Einfach Fotos und eine kurze stichpunktartige Beschreibung (inkl. ungefährem Ort - z.B. in welchem Wiener Bezirk - an dem die Artikel abzuholen wären) hochladen, die Absegnung durch einen der Administratoren abwarten und schon wirst du von anderen Personen in der Gruppe kontaktiert werden, um euch den genauen Ort und Zeitpunkt der Abholung per privatem Chat ausmachen zu können. Ich habe so im letzten Jahr immer mal wieder meine Wohnung von - für mich - unnötigem Zeug entrümpelt und dabei noch anderen Menschen und der Umwelt eine Freude bereitet.

Solltest du kein Facebook haben, kannst du für denselben Zweck natürlich auch z.B. die Verschenkoption auf Willhaben verwenden bzw. kannst du natürlich auch Second Hand Produkte über Willhaben ver- oder einkaufen. So habe ich letztes Jahr meinen Mixer und meinen Föhn zu vergünstigten Preisen erstanden.

 

Diese Liste ist natürlich alles andere als vollständig, aber sie bietet schon einmal ein sehr gute Grundlage für ein umweltbewussteres und ressourcenschonenderes Leben und deckt zumindest in meinem Fall auch tatsächlich schon einen sehr großen Teil meiner "kommerziellen Bedürfnisse" ab :)

Autor

Ausgelöst durch intensives frühkindliches Umweltschutz-Brainwashing wurde ich mit der Zeit zum experimentierfreudigen Nachhaltigkeitsjunkie mit ausgeprägten Kräuterhexenambitionen.

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